Montag, 11. November 2013

Das Abenteuer-Wochenende in Atakpamé


Am ersten November war auch hier ein ein Feiertag, deshalb beschlossen Janne und ich an dem verlängerten Wochenende etwas zu unternehmen. Da wir von Nina und Leo, zwei Freiwillige aus Atakpamé wussten, dass sie wir sie gerne besuchen dürften, haben wir unserer Familie und unserem Mentor Bescheid gesagt.

Freitags morgens um sechs sollte es losgehen. Warum so früh wissen wir selbst nicht, denn in Agoé ein Taxi zu finden war gar kein Problem. Im Gegenteil, sobald wir aus dem Auto stiegen, kamen ungefähr 20 Männer, die alle wissen wollten wo wir hinwollten. Völlig überfordert folgten wir Leon, darauf Bedacht, dass niemand unsere Rucksäcke klaut. Beim Taxi verhandelten wir den Preis und stiegen ein. Danach stiegen noch ungefähr fünf Mal irgendwelche Reisende ein und aus?! Aber nach zehn Minuten, um kurz vor sieben, saßen wir dann zu viert hinten und vorne saßen zwei oder drei Personen. Während der Fahrt stieg die eine etwas fülligere Frau rechts an einer „Haltestelle“ in einer kleinen Stadt aus.  Wir fuhren weiter, so fünf bis zehn Minuten als wir erneut im Nirgendwo anhielten... „Je vais un peu pisser“ Achso!:D
Plötzlich, als hätte die eine Frau sich gebeamt, stieg sie wieder ein!! Das war eigentlich unmöglich und ist uns immer noch ein Rätsel...
Wir fuhren weiter: Alle Fenster offen, sodass unsere Haare in alle erdenklichen Richtungen abstanden, es war eng und heiß. Trotz Sonnenbrille war der Staub so heftig, immer wenn ich meine Augen schloss, fingen sie wie nach dem Zwiebeln schneiden so an zu Brennen und zu Tränen, dass ich irgendwann nur noch schniefend da saß und der Mann neben mir dachte ich würde immer wieder anfangen zu weinen :D Nach 2 ½ Stunden Fahrt kamen wir endlich in Atakpamé an.
Ich finde Atakpamé ist eine schöne Stadt. Mit 41.000 Einwohnern gehört Atakpame zu der fünft größten Stadt Togos, ist aber nichts im Vergleich zu Lomé. Es ist viel ruhiger, es stinkt kaum nach Müll und Abgasen und dann die schönen Berge! Atakpamé liegt schon in der Plateau-Region Togos, es ist total grün, Hügel ziehen sich durch die ganze Landschaft und nachts kann man unendlich viele Sterne sehen!:)  Dafür ist es ab 19 Uhr aber auch so dunkel, dass wir ohne Taschenlampe nichts sehen können.


Bei unseren Freunden angekommen gab es erst mal ein zweites kleines Frühstück. Wir waren jetzt fünf Mädels, da Cora aus Lomé auch noch zu Besuch war. Nina und Leo wohnen sehr schön, sie haben im Erdgeschoss eine eigene kleine Wohnung und sogar einen Kühlschrank! Die Familie bildet Friseurinnen aus, weshalb im kleinen Innenhof immer was los war und die Frauen immer neue Frisuren hatten. Die zwei süßen kleinen Gastschwestern Grâce und Fanny wuselten ständig um uns herum und fanden es total witzig einen zu kitzeln und dann schreiend und lachend wegzurennen. :) Als ich der einen einmal in den Innenhof (in dem übrigens ein Mango-Baum wächst!) gefolgt bin, sang ich fröhlich N'dilanya vor mich hin. Das ist ein Lied auf Ewe, das wirklich jeder kennt. Fanny lachte sich halb tot und zerrte mich sofort mit zu dem Friseursalon, wo so 5-10 Frauen saßen, standen und Haare flochten. Ohne zu verstehen, was sie sagten wusste ich, dass ich jetzt N'dilanya vorsingen soll, denn das fänden alle so richtig witzig!:D Okay, dachte ich mir, dann los.
Der Text in Lautschrift geht irgendwie so: N'dilany, n'kelejonie waku odome, n'dilasse enya gome, oh gääää (oh girl)“...

Anscheinend ist das total lustig, wenn eine weiße das singt, da ich auch nicht weiß wie richtig oder falsch ich den Text ausgesprochen habe. Jedenfalls mussten alle lachen und ich sollte das Lied immer wieder singen. Ich fand das Ganze allerdings auch so witzig, dass ich vor Lachen kaum singen konnte und irgendwann geflüchtet bin. In den zwei darauf folgenden Tage wurde ich von den Frauen nur noch mit „N'dilanya?“ angesprochen.

Den Tag über haben wir viel Wizard gespielt und noch zwei Folgen Himym geguckt, wobei ich allerdings wunderbar einschlafen konnte. Abends waren wir dann noch auf dem Markt um für unser Abendessen einzukaufen. Im dunklen auf einem Taxi-Moto zu fahren, mit der fast kühlen Luft ist einfach der Hammer! Abends haben wir dann super leckeren Pfannkuchen gegessen mit Zimt und Zucker, Bananen und Himbeermarmelade. Ein Traum!

Später entdeckten wir noch eine ziemlich, ziemlich, zieeeemlich große Kakerlake. Während eine mit zwei Schuhen bewaffnet zum Angriff bereit stand haben sich die anderen auf Stühlen in Sicherheit gebracht (was nebenbei so garnichts bringt, da das Viech männlich war, Flügel besaß und ein bisschen fliegen konnte) und ich stand mit der Kamera bereit um alles zu filmen. Bis wir das Ding erledigt hatten, hat es 10 Minuten gedauert und vom Kreischen, wegrennen und lachen mussten wir uns danach erst mal erholen! :D Ich sag euch, das Video ist echt gut geworden...
Im Laufe des Abends hatten wir beschlossen am Samstag einen Ausflug zu machen. Wir wollten nach Akloa fahren und dort den Wasserfall besichtigen. Da dieser 80 Kilometer entfernt ist wurde das zu einem Tagesausflug.
Um sieben Uhr am nächsten Tag machten wir uns also auf um ein Taxi zu finden, das uns bis nach Badou bringt. Nach nur fünf Minuten hatten wir einen Taxifahrer gefunden, allerdings waren wir uns im Preis nicht einig. Am Ende des Tages hatten wir aber eingesehen, dass sein Preis für die Tour durchaus angemessen war...^^
So machten wir es uns zu viert auf der Rückbank „bequem“. Die „Straße“ führte durch eine wunderschöne, unberührte Landschaft und teilweise hatten wir eine atemberaubende Aussicht! Es war auch ziemlich spannend, da die Straße in einem grauenvollen Zustand war und ich an manchen Stellen einfach nur gebetet habe, dass wir nicht im Matsch stecken bleiben...

Wir fuhren durch zahlreiche kleine Dörfer, wo es bestimmt keinen Strom gab, die Häuser aus dem schönen rotem Lehm bestanden und die Dächer mit Stroh bedeckt waren. Interessiert starrten wir aus dem Fenster und die Kinder starrten zurück und riefen wie immer „Yovo, Yovo, Boooonsoir!“
Unsere Stimmung war dank der coolen afrikanischen Musik ziemlich gut, während die des Taxifahrers immer schlechter wurde^^ Aber nachdem wir ihn mit Keksen, Bananen und Pain versorgt hatten, erhellte sich auch seine Miene wieder.

Um 11 Uhr erreichten wir dann endlich Badou. Von dort aus ging es auf Motorrädern weiter, da die Straße für ein Auto unpassierbar war. Jeweils zu DRITT auf einem Motorrad fuhren wir bis Akloa und auch hier war es wieder Glücksache, dass wir mit den Taxi-Motos kein Schlammbad genommen haben. In Akloa angekommen bekamen wir drei Führer, die uns begleiten sollten. Nun hieß es 40 Minuten wandern. Darauf habe ich mich am meisten gefreut, auch wenn es bei 30 Grad und 100% Luftfeuchtigkeit echt heiß war! :D


Wir wanderten durch den Urwald und konnten es nach zwei Minuten kaum noch abwarten schwimmen zu gehen. Mehrere Flüsse mussten durchquert werden und nach dem 2ten Fluss sind wir dann einfach Barfuß weitergegangen. Aber spätestens als die ersten von Riesenameisen und Käfern in den Zeh gebissen wurden, war klar, dass Barfuß durch den Urwald wandern nicht unsere beste Idee war.^^ Ich ging in Socken weiter, auch wenn ich die danach wegschmeißen konnte. Das war schon praktischer.
Nach einer Stunde hörte ich dann das Rauschen des Wasserfalls und kurz darauf stand ich mit offenem Mund vor dem beeindruckenden Wasserfall. Der Wasserfall ist mit 70 Metern einer der höchsten in West-Afrika. Wir erledigten uns schnell unseren Sachen und kletterten halbwegs elegant ins Wasser. Die Abkühlung tat so gut! Fünf Meter neben uns donnerte der Wasserfall ins Wasser, während wir erst mal für ein Foto versuchten zu posieren :)
Als wir schließlich genug hatten und bereit zum Aufbruch waren gönnten wir uns die 5te Banane am Tag und gaben unserer Begleitung natürlich auch was ab.


 
Der Rückweg war genauso schön und ich sah wundervolle Schmetterlinge und eine Monster-Raupe, die aus Stacheln bestand!:o Etwas gestört hat dann allerdings, dass der eine Führer sein Handy rausholte und irgendeine schreckliche Electro-Musik anmachte. Das passte so gar nicht und als ich mich zu ihm umdrehte, wurde ihm das wohl auch klar. :D

In Badou ging es dann mit unserem Taxifahrer wieder zurück nach Atakpamé. Wir kauften uns nochmal 20 Bananen für einen Rekordpreis und fuhren los. Nach fünf Minuten stieg dann noch eine Frau ein, die dann zusammen mit Leo vorne auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Als wir dann kurze Zeit später nochmal anhielten, fragten wir uns wo zur Hölle jetzt noch eine 8te Person sitzen sollte?? Ganz einfach: auf dem Fahrersitz. Also ich persönlich hätte gewisse Probleme Auto zu fahren, wenn ich mir als Fahrer einen Sitz teilen müsste, aber gut. Das ganze war so komisch, dass wir richtig lachen mussten und die anderen dann wiederum über uns lachen mussten. Nach zwei Stunden fingen wir dann lauthals zu singen. An Tagen wie diesen. Lemon Tree. Abba und anderes! :) Auf jeden Fall hatten wir so richtig Spaß und als wir dann um 18 Uhr  im Dunkeln ankamen immer noch richtig gute Laune.
Nach einem leckeren Essen mit der Gastfamilie fielen wir spät am Abend zufrieden ins Bett.
Sonntags sind Janne, Cora und ich wieder nach Lomé aufgebrochen, auch zu viert hinten und vier vorne.^^
Zuhause angekommen durften wir dann unserer Familie die ganzen Fotos zeigen, denn bei dem Wasserfall waren sie noch nie gewesen.

Das war's von meinem Abenteurer in Atakpamé.: :))

Au revoir
Kathy


















Dienstag, 5. November 2013

Die ersten Wochen in unserem Projekt „Lyceé Tokoin Solidarité“

Am Mittwoch, den 16ten Oktober fing nun endlich die Schule an. Ich war ziemlich aufgeregt, weil ich nicht wusste was mich erwartet und wie der Unterricht wohl wird. Gleichzeitig habe ich mir aber gedacht, dass wir wahrscheinlich erst mal nur unseren Stundenplan bekommen und noch nicht so viel machen können. Das mit dem „nicht-viel-machen“ stimmte auf jeden Fall schon mal, denn an unseren ersten Tag saßen wir nur im Lehrerzimmer, haben einige Lehrer kennengelernt und sind wieder nach Hause gegangen. Donnerstag haben wir dann auch direkt wieder frei gehabt, weil wir den Stundenplan erst Freitag bekommen könnten. Okay, gut, dann mussten wir halt erst Freitag den Wecker wieder auf 5:30 stellen.
Am Freitag wussten wir dann zum ersten mal, was es heißt in Afrika zu unterrichten oder beim Unterricht zuzugucken. Janne und ich folgten M. Folly, ein lustiger und zugleich sehr strenger Lehrer. Letzteres ist eigentlich unabdingbar, da die Schüler sonst irgendwann auf den Tischen stehen, glaube ich...
Den Unterricht kann man nicht wirklich mit dem in Deutschland vergleichen, da die Bedingung ganz andere sind. In den drei 6ten Klassen, in denen wir immer hinten drin sitzen, sind so 75-85 Schüler, die alle zwischen 10-18 Jahren alt sind. In der Abiklasse sind sogar 125 Schüler zwischen 18 und 28 Jahren. Bei dem Alter der Schüler dachte ich mir so „wie soll ich die Unterrichten, wenn ich selbst gerade erst aus der Schule bin und ich mich sogar noch an meinen ersten Schultag erinnern kann!?“ Ich hoffte nur, dass mir die Schüler nicht anmerken würden, dass ich selbst nicht viel älter bin als sie...Jaja, ich weiß, es ist alles eine Sache des Auftretens und man muss souverän sein und so...Aber trotzdem waren wir erst mal froh, dass wir nur zusehen mussten.


Dass die Schüler so viel älter sind, liegt daran, dass viele erst später zu Schule gehen können, weil sie Zuhause helfen müssen oder mit auf den Markt gehen um zu arbeiten. Manche Schüler in der Abiklasse arbeiten noch vor oder nach der Schule oder haben schon Familie. Da ist es kein Wunder, dass 40-50% wiederholen müssen.
Der Englischunterricht in der 6ten Klasse läuft ungefähr so ab: Der Lehrer spricht Vokabeln oder Sätze vor und die GANZE Klasse wiederholt das dann. Nach einigen vor-und-nachsprech Übungen müssen dann einzelne Schüler die Wörter wiederholen, dann werden sie an die Tafel geschrieben, es folgt ein kleiner Dialog, der auch von allen nachgesprochen wird und dann müssen die Schüler das Geschriebene von der Tafel abschreiben. Da die Schüler gerade erst mit Englisch anfangen, läuft es meistens so ab und nach und nach kommen immer mehr Dialoge hinzu. Für das Abschreiben bekommen die Schüler immer nur richtig wenig Zeit, damit es nicht so laut wird und die Schüler nicht auf die Idee kommen Langeweile zu bekommen. Alles geht Zack-zack!!


Der Unterricht beginnt immer um 7 Uhr und geht mit einer kleinen Pause bis 12 Uhr. Nur einige Schüler, der höheren Klassen haben noch nachmittags Unterricht. Die Klassenräume sind so groß wie die in Deutschland. Allerdings gibt es keine geschlossene Fenster, sondern so viereckige Löcher in den Wänden. Die Türen stehen auch alle offen, weshalb es schon so total laut ist, denn man hört noch mindestens sechs weitere Klassen. Um 12 Uhr sind wir dann meistens immer richtig fertig, denn es ist ziemlich heiß und anstrengend. Die Lehrer hier sagen oft, dass wir mutig seien, weil es total anstrengend sei hier zu unterrichten und hinzu komme noch, dass wir weiß & jung sind...Ja, macht uns Mut!!
Bisher saßen wir im Unterricht immer hinten drin und wir schreiben alles schön mit, damit wir uns auf das eigene Unterrichten vorbereiten können und auch damit uns nicht langweilig wird.
Die Lehrer hier sind alle sehr nett und auch recht cool und lustig drauf. Im Lehrerzimmer ist immer eine gute Stimmung und wenn es zur nächsten Stunde schellt, dann heißt das noch lange nicht, dass diese auch beginnt.^^ Ich konnte schon öfter beobachten, dass die Menschen hier die Ruhe selbst sind und einfach sooo langsam laufen :D Aber es ist ja auch heiß...
Da die Lehrer an staatlichen Schule wohl richtig schlecht bezahlt werden wird hier regelmäßig in ganz Togo gestreikt. So haben wir unerwartet immer mal wieder frei, aber da wir das erst in der Schule erfahren ist das auch eher nervig. Irgendwie weiß hier niemand so genau ob diese Woche noch Schule sein wird oder nicht...
So, das war’s erst mal zu den ersten Arbeitswochen. :)
Wenn ihr noch Fragen zur Schule, zum Unterricht oder zu was auch immer habt, stellt sie gerne:)

Au revoir
Kathy

Ganz schön viel erlebt

Jetzt hab ich mich schon einen Monat nicht mehr gemeldet und es gibt wieder viel zu erzählen. Wir haben im Fitnessstudio mit „Gym Tonic“ angefangen, die Schule und damit unser Projekt hat endlich begonnen, wir haben was Deutsches gekocht, waren auf einem Bierfest, haben einen Film mit der Familie geguckt und waren ein Wochenende in Atakpamé...Ich habe irgendwie nie die Zeit dafür gefunden das alles nochmal im Blog zu schreiben. Aber nun werde ich euch an all den schönen, aufregenden und lustigen Erlebnissen teilhaben lassen :)

Janne und ich haben uns vor einem Monat im Gym Center hier um die Ecke angemeldet, weil wir einfach mal wieder was tun wollten. Zwei Mal die Woche machen wir Gym Tonic, dass heißt wir springen Seilchen, machen so Choreos auf dem Stepper, Kraftübungen und gaaaanz viel Bewegung. Das Fitnessstudio könnt ihr euch in etwa so vorstellen wie eins in Deutschland: Unten ist ein großer Raum mit Matten und alles ist verspiegelt, damit wir uns beim Schwitzen auch ja schön beobachten können^^. Es gibt Stepper, Bälle, Stangen, Hanteln, Seilchen, Ghettoblaster...damit arbeiten wir dann. Oben gibt es noch ganz viele Geräte, die wir allerdings noch nie benutzt haben. Beim Training sind wir meistens so 8 Frauen und ein Trainer, der immer schön böse guckt und uns motoviert auf keinen  Fall aufzuhören! Komischerweise kommen immer wir Yovos so richtig ins Schwitzen, bei den anderen hält sich das in Grenzen. Total gemein! Aber ich freue mich immer sehr auf das Training, endlich mal wieder Schwitzen mit Grund. Und danach fühlt man sich auch einfach viel besser:)
Nicht zuletzt gehe ich auch gerne dahin, weil der Trainer cool ist und ganz nett aussieht...:D

Au revoir
Kathy