Dienstag, 5. November 2013

Die ersten Wochen in unserem Projekt „Lyceé Tokoin Solidarité“

Am Mittwoch, den 16ten Oktober fing nun endlich die Schule an. Ich war ziemlich aufgeregt, weil ich nicht wusste was mich erwartet und wie der Unterricht wohl wird. Gleichzeitig habe ich mir aber gedacht, dass wir wahrscheinlich erst mal nur unseren Stundenplan bekommen und noch nicht so viel machen können. Das mit dem „nicht-viel-machen“ stimmte auf jeden Fall schon mal, denn an unseren ersten Tag saßen wir nur im Lehrerzimmer, haben einige Lehrer kennengelernt und sind wieder nach Hause gegangen. Donnerstag haben wir dann auch direkt wieder frei gehabt, weil wir den Stundenplan erst Freitag bekommen könnten. Okay, gut, dann mussten wir halt erst Freitag den Wecker wieder auf 5:30 stellen.
Am Freitag wussten wir dann zum ersten mal, was es heißt in Afrika zu unterrichten oder beim Unterricht zuzugucken. Janne und ich folgten M. Folly, ein lustiger und zugleich sehr strenger Lehrer. Letzteres ist eigentlich unabdingbar, da die Schüler sonst irgendwann auf den Tischen stehen, glaube ich...
Den Unterricht kann man nicht wirklich mit dem in Deutschland vergleichen, da die Bedingung ganz andere sind. In den drei 6ten Klassen, in denen wir immer hinten drin sitzen, sind so 75-85 Schüler, die alle zwischen 10-18 Jahren alt sind. In der Abiklasse sind sogar 125 Schüler zwischen 18 und 28 Jahren. Bei dem Alter der Schüler dachte ich mir so „wie soll ich die Unterrichten, wenn ich selbst gerade erst aus der Schule bin und ich mich sogar noch an meinen ersten Schultag erinnern kann!?“ Ich hoffte nur, dass mir die Schüler nicht anmerken würden, dass ich selbst nicht viel älter bin als sie...Jaja, ich weiß, es ist alles eine Sache des Auftretens und man muss souverän sein und so...Aber trotzdem waren wir erst mal froh, dass wir nur zusehen mussten.


Dass die Schüler so viel älter sind, liegt daran, dass viele erst später zu Schule gehen können, weil sie Zuhause helfen müssen oder mit auf den Markt gehen um zu arbeiten. Manche Schüler in der Abiklasse arbeiten noch vor oder nach der Schule oder haben schon Familie. Da ist es kein Wunder, dass 40-50% wiederholen müssen.
Der Englischunterricht in der 6ten Klasse läuft ungefähr so ab: Der Lehrer spricht Vokabeln oder Sätze vor und die GANZE Klasse wiederholt das dann. Nach einigen vor-und-nachsprech Übungen müssen dann einzelne Schüler die Wörter wiederholen, dann werden sie an die Tafel geschrieben, es folgt ein kleiner Dialog, der auch von allen nachgesprochen wird und dann müssen die Schüler das Geschriebene von der Tafel abschreiben. Da die Schüler gerade erst mit Englisch anfangen, läuft es meistens so ab und nach und nach kommen immer mehr Dialoge hinzu. Für das Abschreiben bekommen die Schüler immer nur richtig wenig Zeit, damit es nicht so laut wird und die Schüler nicht auf die Idee kommen Langeweile zu bekommen. Alles geht Zack-zack!!


Der Unterricht beginnt immer um 7 Uhr und geht mit einer kleinen Pause bis 12 Uhr. Nur einige Schüler, der höheren Klassen haben noch nachmittags Unterricht. Die Klassenräume sind so groß wie die in Deutschland. Allerdings gibt es keine geschlossene Fenster, sondern so viereckige Löcher in den Wänden. Die Türen stehen auch alle offen, weshalb es schon so total laut ist, denn man hört noch mindestens sechs weitere Klassen. Um 12 Uhr sind wir dann meistens immer richtig fertig, denn es ist ziemlich heiß und anstrengend. Die Lehrer hier sagen oft, dass wir mutig seien, weil es total anstrengend sei hier zu unterrichten und hinzu komme noch, dass wir weiß & jung sind...Ja, macht uns Mut!!
Bisher saßen wir im Unterricht immer hinten drin und wir schreiben alles schön mit, damit wir uns auf das eigene Unterrichten vorbereiten können und auch damit uns nicht langweilig wird.
Die Lehrer hier sind alle sehr nett und auch recht cool und lustig drauf. Im Lehrerzimmer ist immer eine gute Stimmung und wenn es zur nächsten Stunde schellt, dann heißt das noch lange nicht, dass diese auch beginnt.^^ Ich konnte schon öfter beobachten, dass die Menschen hier die Ruhe selbst sind und einfach sooo langsam laufen :D Aber es ist ja auch heiß...
Da die Lehrer an staatlichen Schule wohl richtig schlecht bezahlt werden wird hier regelmäßig in ganz Togo gestreikt. So haben wir unerwartet immer mal wieder frei, aber da wir das erst in der Schule erfahren ist das auch eher nervig. Irgendwie weiß hier niemand so genau ob diese Woche noch Schule sein wird oder nicht...
So, das war’s erst mal zu den ersten Arbeitswochen. :)
Wenn ihr noch Fragen zur Schule, zum Unterricht oder zu was auch immer habt, stellt sie gerne:)

Au revoir
Kathy

1 Kommentar:

  1. Mir reichen eigentlich schon 30 SchülerInnen!
    Euch viel Erfolg beim Unterrichten!
    LG
    Sylvia

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