Montag, 11. November 2013

Das Abenteuer-Wochenende in Atakpamé


Am ersten November war auch hier ein ein Feiertag, deshalb beschlossen Janne und ich an dem verlängerten Wochenende etwas zu unternehmen. Da wir von Nina und Leo, zwei Freiwillige aus Atakpamé wussten, dass sie wir sie gerne besuchen dürften, haben wir unserer Familie und unserem Mentor Bescheid gesagt.

Freitags morgens um sechs sollte es losgehen. Warum so früh wissen wir selbst nicht, denn in Agoé ein Taxi zu finden war gar kein Problem. Im Gegenteil, sobald wir aus dem Auto stiegen, kamen ungefähr 20 Männer, die alle wissen wollten wo wir hinwollten. Völlig überfordert folgten wir Leon, darauf Bedacht, dass niemand unsere Rucksäcke klaut. Beim Taxi verhandelten wir den Preis und stiegen ein. Danach stiegen noch ungefähr fünf Mal irgendwelche Reisende ein und aus?! Aber nach zehn Minuten, um kurz vor sieben, saßen wir dann zu viert hinten und vorne saßen zwei oder drei Personen. Während der Fahrt stieg die eine etwas fülligere Frau rechts an einer „Haltestelle“ in einer kleinen Stadt aus.  Wir fuhren weiter, so fünf bis zehn Minuten als wir erneut im Nirgendwo anhielten... „Je vais un peu pisser“ Achso!:D
Plötzlich, als hätte die eine Frau sich gebeamt, stieg sie wieder ein!! Das war eigentlich unmöglich und ist uns immer noch ein Rätsel...
Wir fuhren weiter: Alle Fenster offen, sodass unsere Haare in alle erdenklichen Richtungen abstanden, es war eng und heiß. Trotz Sonnenbrille war der Staub so heftig, immer wenn ich meine Augen schloss, fingen sie wie nach dem Zwiebeln schneiden so an zu Brennen und zu Tränen, dass ich irgendwann nur noch schniefend da saß und der Mann neben mir dachte ich würde immer wieder anfangen zu weinen :D Nach 2 ½ Stunden Fahrt kamen wir endlich in Atakpamé an.
Ich finde Atakpamé ist eine schöne Stadt. Mit 41.000 Einwohnern gehört Atakpame zu der fünft größten Stadt Togos, ist aber nichts im Vergleich zu Lomé. Es ist viel ruhiger, es stinkt kaum nach Müll und Abgasen und dann die schönen Berge! Atakpamé liegt schon in der Plateau-Region Togos, es ist total grün, Hügel ziehen sich durch die ganze Landschaft und nachts kann man unendlich viele Sterne sehen!:)  Dafür ist es ab 19 Uhr aber auch so dunkel, dass wir ohne Taschenlampe nichts sehen können.


Bei unseren Freunden angekommen gab es erst mal ein zweites kleines Frühstück. Wir waren jetzt fünf Mädels, da Cora aus Lomé auch noch zu Besuch war. Nina und Leo wohnen sehr schön, sie haben im Erdgeschoss eine eigene kleine Wohnung und sogar einen Kühlschrank! Die Familie bildet Friseurinnen aus, weshalb im kleinen Innenhof immer was los war und die Frauen immer neue Frisuren hatten. Die zwei süßen kleinen Gastschwestern Grâce und Fanny wuselten ständig um uns herum und fanden es total witzig einen zu kitzeln und dann schreiend und lachend wegzurennen. :) Als ich der einen einmal in den Innenhof (in dem übrigens ein Mango-Baum wächst!) gefolgt bin, sang ich fröhlich N'dilanya vor mich hin. Das ist ein Lied auf Ewe, das wirklich jeder kennt. Fanny lachte sich halb tot und zerrte mich sofort mit zu dem Friseursalon, wo so 5-10 Frauen saßen, standen und Haare flochten. Ohne zu verstehen, was sie sagten wusste ich, dass ich jetzt N'dilanya vorsingen soll, denn das fänden alle so richtig witzig!:D Okay, dachte ich mir, dann los.
Der Text in Lautschrift geht irgendwie so: N'dilany, n'kelejonie waku odome, n'dilasse enya gome, oh gääää (oh girl)“...

Anscheinend ist das total lustig, wenn eine weiße das singt, da ich auch nicht weiß wie richtig oder falsch ich den Text ausgesprochen habe. Jedenfalls mussten alle lachen und ich sollte das Lied immer wieder singen. Ich fand das Ganze allerdings auch so witzig, dass ich vor Lachen kaum singen konnte und irgendwann geflüchtet bin. In den zwei darauf folgenden Tage wurde ich von den Frauen nur noch mit „N'dilanya?“ angesprochen.

Den Tag über haben wir viel Wizard gespielt und noch zwei Folgen Himym geguckt, wobei ich allerdings wunderbar einschlafen konnte. Abends waren wir dann noch auf dem Markt um für unser Abendessen einzukaufen. Im dunklen auf einem Taxi-Moto zu fahren, mit der fast kühlen Luft ist einfach der Hammer! Abends haben wir dann super leckeren Pfannkuchen gegessen mit Zimt und Zucker, Bananen und Himbeermarmelade. Ein Traum!

Später entdeckten wir noch eine ziemlich, ziemlich, zieeeemlich große Kakerlake. Während eine mit zwei Schuhen bewaffnet zum Angriff bereit stand haben sich die anderen auf Stühlen in Sicherheit gebracht (was nebenbei so garnichts bringt, da das Viech männlich war, Flügel besaß und ein bisschen fliegen konnte) und ich stand mit der Kamera bereit um alles zu filmen. Bis wir das Ding erledigt hatten, hat es 10 Minuten gedauert und vom Kreischen, wegrennen und lachen mussten wir uns danach erst mal erholen! :D Ich sag euch, das Video ist echt gut geworden...
Im Laufe des Abends hatten wir beschlossen am Samstag einen Ausflug zu machen. Wir wollten nach Akloa fahren und dort den Wasserfall besichtigen. Da dieser 80 Kilometer entfernt ist wurde das zu einem Tagesausflug.
Um sieben Uhr am nächsten Tag machten wir uns also auf um ein Taxi zu finden, das uns bis nach Badou bringt. Nach nur fünf Minuten hatten wir einen Taxifahrer gefunden, allerdings waren wir uns im Preis nicht einig. Am Ende des Tages hatten wir aber eingesehen, dass sein Preis für die Tour durchaus angemessen war...^^
So machten wir es uns zu viert auf der Rückbank „bequem“. Die „Straße“ führte durch eine wunderschöne, unberührte Landschaft und teilweise hatten wir eine atemberaubende Aussicht! Es war auch ziemlich spannend, da die Straße in einem grauenvollen Zustand war und ich an manchen Stellen einfach nur gebetet habe, dass wir nicht im Matsch stecken bleiben...

Wir fuhren durch zahlreiche kleine Dörfer, wo es bestimmt keinen Strom gab, die Häuser aus dem schönen rotem Lehm bestanden und die Dächer mit Stroh bedeckt waren. Interessiert starrten wir aus dem Fenster und die Kinder starrten zurück und riefen wie immer „Yovo, Yovo, Boooonsoir!“
Unsere Stimmung war dank der coolen afrikanischen Musik ziemlich gut, während die des Taxifahrers immer schlechter wurde^^ Aber nachdem wir ihn mit Keksen, Bananen und Pain versorgt hatten, erhellte sich auch seine Miene wieder.

Um 11 Uhr erreichten wir dann endlich Badou. Von dort aus ging es auf Motorrädern weiter, da die Straße für ein Auto unpassierbar war. Jeweils zu DRITT auf einem Motorrad fuhren wir bis Akloa und auch hier war es wieder Glücksache, dass wir mit den Taxi-Motos kein Schlammbad genommen haben. In Akloa angekommen bekamen wir drei Führer, die uns begleiten sollten. Nun hieß es 40 Minuten wandern. Darauf habe ich mich am meisten gefreut, auch wenn es bei 30 Grad und 100% Luftfeuchtigkeit echt heiß war! :D


Wir wanderten durch den Urwald und konnten es nach zwei Minuten kaum noch abwarten schwimmen zu gehen. Mehrere Flüsse mussten durchquert werden und nach dem 2ten Fluss sind wir dann einfach Barfuß weitergegangen. Aber spätestens als die ersten von Riesenameisen und Käfern in den Zeh gebissen wurden, war klar, dass Barfuß durch den Urwald wandern nicht unsere beste Idee war.^^ Ich ging in Socken weiter, auch wenn ich die danach wegschmeißen konnte. Das war schon praktischer.
Nach einer Stunde hörte ich dann das Rauschen des Wasserfalls und kurz darauf stand ich mit offenem Mund vor dem beeindruckenden Wasserfall. Der Wasserfall ist mit 70 Metern einer der höchsten in West-Afrika. Wir erledigten uns schnell unseren Sachen und kletterten halbwegs elegant ins Wasser. Die Abkühlung tat so gut! Fünf Meter neben uns donnerte der Wasserfall ins Wasser, während wir erst mal für ein Foto versuchten zu posieren :)
Als wir schließlich genug hatten und bereit zum Aufbruch waren gönnten wir uns die 5te Banane am Tag und gaben unserer Begleitung natürlich auch was ab.


 
Der Rückweg war genauso schön und ich sah wundervolle Schmetterlinge und eine Monster-Raupe, die aus Stacheln bestand!:o Etwas gestört hat dann allerdings, dass der eine Führer sein Handy rausholte und irgendeine schreckliche Electro-Musik anmachte. Das passte so gar nicht und als ich mich zu ihm umdrehte, wurde ihm das wohl auch klar. :D

In Badou ging es dann mit unserem Taxifahrer wieder zurück nach Atakpamé. Wir kauften uns nochmal 20 Bananen für einen Rekordpreis und fuhren los. Nach fünf Minuten stieg dann noch eine Frau ein, die dann zusammen mit Leo vorne auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Als wir dann kurze Zeit später nochmal anhielten, fragten wir uns wo zur Hölle jetzt noch eine 8te Person sitzen sollte?? Ganz einfach: auf dem Fahrersitz. Also ich persönlich hätte gewisse Probleme Auto zu fahren, wenn ich mir als Fahrer einen Sitz teilen müsste, aber gut. Das ganze war so komisch, dass wir richtig lachen mussten und die anderen dann wiederum über uns lachen mussten. Nach zwei Stunden fingen wir dann lauthals zu singen. An Tagen wie diesen. Lemon Tree. Abba und anderes! :) Auf jeden Fall hatten wir so richtig Spaß und als wir dann um 18 Uhr  im Dunkeln ankamen immer noch richtig gute Laune.
Nach einem leckeren Essen mit der Gastfamilie fielen wir spät am Abend zufrieden ins Bett.
Sonntags sind Janne, Cora und ich wieder nach Lomé aufgebrochen, auch zu viert hinten und vier vorne.^^
Zuhause angekommen durften wir dann unserer Familie die ganzen Fotos zeigen, denn bei dem Wasserfall waren sie noch nie gewesen.

Das war's von meinem Abenteurer in Atakpamé.: :))

Au revoir
Kathy


















Dienstag, 5. November 2013

Die ersten Wochen in unserem Projekt „Lyceé Tokoin Solidarité“

Am Mittwoch, den 16ten Oktober fing nun endlich die Schule an. Ich war ziemlich aufgeregt, weil ich nicht wusste was mich erwartet und wie der Unterricht wohl wird. Gleichzeitig habe ich mir aber gedacht, dass wir wahrscheinlich erst mal nur unseren Stundenplan bekommen und noch nicht so viel machen können. Das mit dem „nicht-viel-machen“ stimmte auf jeden Fall schon mal, denn an unseren ersten Tag saßen wir nur im Lehrerzimmer, haben einige Lehrer kennengelernt und sind wieder nach Hause gegangen. Donnerstag haben wir dann auch direkt wieder frei gehabt, weil wir den Stundenplan erst Freitag bekommen könnten. Okay, gut, dann mussten wir halt erst Freitag den Wecker wieder auf 5:30 stellen.
Am Freitag wussten wir dann zum ersten mal, was es heißt in Afrika zu unterrichten oder beim Unterricht zuzugucken. Janne und ich folgten M. Folly, ein lustiger und zugleich sehr strenger Lehrer. Letzteres ist eigentlich unabdingbar, da die Schüler sonst irgendwann auf den Tischen stehen, glaube ich...
Den Unterricht kann man nicht wirklich mit dem in Deutschland vergleichen, da die Bedingung ganz andere sind. In den drei 6ten Klassen, in denen wir immer hinten drin sitzen, sind so 75-85 Schüler, die alle zwischen 10-18 Jahren alt sind. In der Abiklasse sind sogar 125 Schüler zwischen 18 und 28 Jahren. Bei dem Alter der Schüler dachte ich mir so „wie soll ich die Unterrichten, wenn ich selbst gerade erst aus der Schule bin und ich mich sogar noch an meinen ersten Schultag erinnern kann!?“ Ich hoffte nur, dass mir die Schüler nicht anmerken würden, dass ich selbst nicht viel älter bin als sie...Jaja, ich weiß, es ist alles eine Sache des Auftretens und man muss souverän sein und so...Aber trotzdem waren wir erst mal froh, dass wir nur zusehen mussten.


Dass die Schüler so viel älter sind, liegt daran, dass viele erst später zu Schule gehen können, weil sie Zuhause helfen müssen oder mit auf den Markt gehen um zu arbeiten. Manche Schüler in der Abiklasse arbeiten noch vor oder nach der Schule oder haben schon Familie. Da ist es kein Wunder, dass 40-50% wiederholen müssen.
Der Englischunterricht in der 6ten Klasse läuft ungefähr so ab: Der Lehrer spricht Vokabeln oder Sätze vor und die GANZE Klasse wiederholt das dann. Nach einigen vor-und-nachsprech Übungen müssen dann einzelne Schüler die Wörter wiederholen, dann werden sie an die Tafel geschrieben, es folgt ein kleiner Dialog, der auch von allen nachgesprochen wird und dann müssen die Schüler das Geschriebene von der Tafel abschreiben. Da die Schüler gerade erst mit Englisch anfangen, läuft es meistens so ab und nach und nach kommen immer mehr Dialoge hinzu. Für das Abschreiben bekommen die Schüler immer nur richtig wenig Zeit, damit es nicht so laut wird und die Schüler nicht auf die Idee kommen Langeweile zu bekommen. Alles geht Zack-zack!!


Der Unterricht beginnt immer um 7 Uhr und geht mit einer kleinen Pause bis 12 Uhr. Nur einige Schüler, der höheren Klassen haben noch nachmittags Unterricht. Die Klassenräume sind so groß wie die in Deutschland. Allerdings gibt es keine geschlossene Fenster, sondern so viereckige Löcher in den Wänden. Die Türen stehen auch alle offen, weshalb es schon so total laut ist, denn man hört noch mindestens sechs weitere Klassen. Um 12 Uhr sind wir dann meistens immer richtig fertig, denn es ist ziemlich heiß und anstrengend. Die Lehrer hier sagen oft, dass wir mutig seien, weil es total anstrengend sei hier zu unterrichten und hinzu komme noch, dass wir weiß & jung sind...Ja, macht uns Mut!!
Bisher saßen wir im Unterricht immer hinten drin und wir schreiben alles schön mit, damit wir uns auf das eigene Unterrichten vorbereiten können und auch damit uns nicht langweilig wird.
Die Lehrer hier sind alle sehr nett und auch recht cool und lustig drauf. Im Lehrerzimmer ist immer eine gute Stimmung und wenn es zur nächsten Stunde schellt, dann heißt das noch lange nicht, dass diese auch beginnt.^^ Ich konnte schon öfter beobachten, dass die Menschen hier die Ruhe selbst sind und einfach sooo langsam laufen :D Aber es ist ja auch heiß...
Da die Lehrer an staatlichen Schule wohl richtig schlecht bezahlt werden wird hier regelmäßig in ganz Togo gestreikt. So haben wir unerwartet immer mal wieder frei, aber da wir das erst in der Schule erfahren ist das auch eher nervig. Irgendwie weiß hier niemand so genau ob diese Woche noch Schule sein wird oder nicht...
So, das war’s erst mal zu den ersten Arbeitswochen. :)
Wenn ihr noch Fragen zur Schule, zum Unterricht oder zu was auch immer habt, stellt sie gerne:)

Au revoir
Kathy

Ganz schön viel erlebt

Jetzt hab ich mich schon einen Monat nicht mehr gemeldet und es gibt wieder viel zu erzählen. Wir haben im Fitnessstudio mit „Gym Tonic“ angefangen, die Schule und damit unser Projekt hat endlich begonnen, wir haben was Deutsches gekocht, waren auf einem Bierfest, haben einen Film mit der Familie geguckt und waren ein Wochenende in Atakpamé...Ich habe irgendwie nie die Zeit dafür gefunden das alles nochmal im Blog zu schreiben. Aber nun werde ich euch an all den schönen, aufregenden und lustigen Erlebnissen teilhaben lassen :)

Janne und ich haben uns vor einem Monat im Gym Center hier um die Ecke angemeldet, weil wir einfach mal wieder was tun wollten. Zwei Mal die Woche machen wir Gym Tonic, dass heißt wir springen Seilchen, machen so Choreos auf dem Stepper, Kraftübungen und gaaaanz viel Bewegung. Das Fitnessstudio könnt ihr euch in etwa so vorstellen wie eins in Deutschland: Unten ist ein großer Raum mit Matten und alles ist verspiegelt, damit wir uns beim Schwitzen auch ja schön beobachten können^^. Es gibt Stepper, Bälle, Stangen, Hanteln, Seilchen, Ghettoblaster...damit arbeiten wir dann. Oben gibt es noch ganz viele Geräte, die wir allerdings noch nie benutzt haben. Beim Training sind wir meistens so 8 Frauen und ein Trainer, der immer schön böse guckt und uns motoviert auf keinen  Fall aufzuhören! Komischerweise kommen immer wir Yovos so richtig ins Schwitzen, bei den anderen hält sich das in Grenzen. Total gemein! Aber ich freue mich immer sehr auf das Training, endlich mal wieder Schwitzen mit Grund. Und danach fühlt man sich auch einfach viel besser:)
Nicht zuletzt gehe ich auch gerne dahin, weil der Trainer cool ist und ganz nett aussieht...:D

Au revoir
Kathy

Donnerstag, 26. September 2013

In einer afrikanischen Messe & noch ein paar Fotos

In einem Gottesdienst in Lomé läuft es eigentlich garnicht so anders ab, als ich zunächst erwartet hatte. Der Ablauf war der gleiche, die Texte erinnerten mich an die Gottesdinste bei uns, nur eben auf französisch.^^  Die Stimmung allerdings, die war anders!!
Janne und ich saßen in einer riesen, wunderschönen Kirche, die bis zur letzten Reihe gefüllt war. Wir haben nachgefragt: es passen so 600 Leute in die Kirche. Und draußen, auf weiteren Bänken neben der Kirche saßen auch noch Menschen, die am Gottesdienst teilgenommen haben. Alle waren richtig schick angezogen, manche Kinder hatten sogar hohe Schuhe an. Und alle Frauen hatten total schöne Frisuren und Kleider an! Als wir um acht Uhr vor der Kirche standen  mussten wir erstmal warten, bis die erste Messe um sechs Uhr zuende war und die anderen 600 Menschen aus der Kirche kamen...
Eine Messe hier dauert so zwei Stunden. Hört sich erstmal viel an, aber die Zeit vergeht so schnell, jedeglich die Füße verraten einem, dass man nicht mehr stehen kann! Die meiste Zeit wird gesungen und der Gospelchor, der mitten in den Bänken steht, singt richtig klasse!! Haben sogar letztens ihr erstes Album verkauft.
Und wenn dann alle 600 Menschen mitsingen bekomme ich dann schon mal eine Gänsehaut, so schön klingt das! Es gibt auch keine Orgel, sondern es spielt eine Liveband  mit allem was dazu gehört.
Nach zwei Sonntagen haben Janne und ich dann auch mal verstanden, wie das mit der Kollekte abläuft. Erst gehen alle Frauen nach vorne und schmeißen Geld in den Beutel. Danach gehen dann alle Männer. Und weil das noch nicht reicht geht es danach nochmal reihenweise. Und das dauert seine Zeit!:D
Der Gottesdienst hat mir auf jeden Fall richtig gut gefallen und wir gehen von nun auch wahrscheinlich jeden Sonntag und stehen freiwillig um halb 7 auf! :)
Außerdem werden wir bald auch in einem Chor mitsingen, denn hier gibt's richitg viele Chöre und unsere Gastoma hat uns versprochen nächsten Sonntag mal bei einem Chor nachzufragen.

Die erste Strophe des Glaubensbekenntnis auf Französisch:
Je crois en Dieu le Père Tout Puissant Créateur du ciel et de la terre. Je crois en Jésus son fils unique, qui est née de la Vierge Marie. Crucifier sous le règne de Pilate...

 ...mal gucken wann ich alles auswendig kann^^

Und noch ein paar Fotos


"Christen, im täglichen Leben, zeigt euren Glauben"











Ich beim waschen. Mathias & Odilon versuchen mir dabei zu helfen
Die Lagune
Freunden beim Fussball Training zugeguckt

Maurice, Janne und ich beim entfernen der "Tresse"














Au revoir & à bientôt!
Eure Kathy

Samstag, 21. September 2013

Ein paar Gedanken...



 Nach und nach werden einem die kulturellen Unterschiede immer bewusster. Manche Klischees sieht man bestätigt, andere nicht. Aber ich glaube vieles nimmt man noch aus einem ganz anderen, deutschen Sicht wahr und von Zeit zu Zeit ändert sich noch einiges. Was auch jeden Fall schon mal auffällt, ist die Sache mit der Zeit. Termine. Bei uns in Deutschland besteht jeder Tag aus einigen Terminen, manchmal sogar der ganze Tag. Wie oft hört man sich doch stöhnen „von eine Termin zum nächsten“ ! Hier läuft das anders ab: es gibt sie zwar, diese Termine, aber das heißt nicht viel. Uns wurde schon öfters eine Uhrzeit genannt, zu der wir fertig sein sollen. Bereit zum Aufbruch haben wir dann manchmal noch eine Stunde gewartet. Oder es wird von Anfang an keine genaue Uhrzeit ausgemacht und als Deutscher fragt man sich dann, wie das eigentlich funktionieren kann. Aber, hier funktioniert es wirklich! Unpünktlichkeit bedeutet hier nicht Unzuverlässigkeit, sondern es wird allgemein akzeptiert(ausgehalten). Ich spreche jetzt für Situationen im Alltag, im Arbeits-und Schulleben kann das schon wieder anders aussehen. Was ich meine ist, dass die Menschen auch einfach geduldiger und entspannter sind, denn es ist nicht immer alles durchgeplant, sondern man lebt einfach im hier uns jetzt! Es ist schon etwas gewöhnungsbedürftig und das ein oder andere mal auch anstrengend, wenn man nicht weiß wann, was, wie....Andereseits dauert so auch alles ein bisschen länger und wenn man diese Zeit nicht hat, dann könnten Termine schonmal hilfreich sein....

Das nächste was mir auffällt, ist die Art und Weise sich kennen-und/oder-lieben zu lernen. Es ist uns schon öfter passiert, dass wir mit Menschen zusammen sitzen, deren Namen noch nicht mal unser Gastvater kennt, obwohl sie seit zwei Stunden nebeneinandersitzen. Also Freunde werden mitgebracht und es wird sich auch vorgestellt, aber manchmal sitzt man auch einfach nebeneinander und unterhält sich über das Wetter. Aber diese sag ich mal typischen „Kennenlern-Gespräche“ mit ganz vielen Fragen über Hobbys, Schule, Freunde habe ich bisher kaum erlebt. Neugierde zeigen hier nur die Kinder total offen. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir bisher kaum Leute in unserem Alter kennengerlernt haben und vielleicht ist es bei den Jugendlichen auch anders....Gestern zum Beispiel hab ich mit dem Freund eines Freunden getanzt, der auch mehrere Stunden mit uns zusammen saß. Aber ich wir wissen nicht einmal seinen Namen. Ich weiß auch nicht genau was es ist, aber irgendwas läuft hier anders...Es finden einfach nicht so viele offene Gespräche statt, wie das zum Beispiel bei uns beim Essen so wäre. Essen erlebe ich bisher nur als 15 minütige Nahrungsaufnahme. Wir lernen in der Schule und Zuhause viel zu reflektieren und die Fähigkeit ist auch immer wieder von Vorteil, wie ich öfters festgestellt habe. Das habe ich hier noch nicht erlebt und ein bisschen fehlt es mir auch. Ja gut, jetzt bin ich erst zwei Wochen hier, also was weiß ich schon. Vielleicht denke ich das auch nur, weil ich deren Sprache nicht fließend sprechen und verstehen kann. Es ist schwierig, das nicht nur kritisch zu sehen, wenn man die Vorteile kennt. Diese fremde Mentalität ist einerseits interessant, aufregend und total toll, aber auch schwierig zu begreifen. Ich glaube, dass ist einer der größten Herausforderungen.
Die „fehlenden“ Anfangs-Kennenlern-Gespräche bedeuten hier allerdings nicht, dass man sich nicht doch sympathisch finden kann. Ich hatte gestern erst eine komplizierte Diskussion über wahre Liebe.^^ Ein Freund von unserem Gastvater, 25 oder so, hat mir ernsthaft versucht klar zu  machen, dass ich ihm sehr gefalle und wir zusammen sein sollten. Denn das geht hier schneller als bei uns. Heikles Thema. Ich hab ihm versucht zu erklären, dass man sich in meiner Kultur erst kennenlernt und für gewöhnlich danach ein Paar wird. Oder hab ich da was missverstanden? Jedenfalls war es nicht sehr einfach das richitg zu erklären, denn verstanden hat er es nicht, glaube ich. Außerdem kam er dann mit dem Argument, dass wir ja ein Jahr Zeit haben um uns kennenzulernen...Das kann ja auch schön und gut sein, aber wie schon erwähnt, versuchen wir Deutschen uns oft im Planen der Zukunft, weswegen meine Familie, meine Freunde und ich uns auch einig darüber waren, dass ich nicht heirate oder einen Freund mitbringen.^^ Ich hoffe, meine Überzeugungskraft reicht aus, ihm ein „nein“ klar zu machen, denn die Diskussion ist noch nicht ganz ausgestanden.
Soviel erstmal dazu.
Bescheidenheit oder Sparsamkeit ist auch eine schwierige Sache. Denn die Menschen hier sind so gastfreundlich, dass es garnicht so einfach ist sich zurückzuhalten ohne beleidigend zu sein. Wir möchten nunmal nicht direkt drei Colas bestellen oder den anderen das Essen wegessen, aber wenn wir freundlich ablehnen, sehen die Leute hier nicht so glücklich aus....Aber mit ein paar einfachen Tricks kommt man auch damit irgendwie klar. Wir trinken zum Beispiel unsere Cola extra langsam, damit sie nicht denken wir brauchen eine Neue, um unseren Drust zu stillen. Oder wir lassen einen Löffer auf dem Teller übrig, dann glauben sie uns auch, dass wir wirklich satt sind.

Es gibt auch einiges, was ich hier bewundere und was mir in Deutschland nicht so auffällt. Die Menschen haben schon ein anstrengenderes Leben als bei uns. Um wohlhabend zu sein muss man eigentlich den ganzen Tag arbeiten und viel körperlich schuften. Sogar als Kind. Und trotzdem ist die Stimmung auf den Straßen eine viel bessere als bei uns. Man ist nicht so schnell genervt und lernt einfach total viele nette, gastfreundliche Menschen kennen. Die Menschen zeigen Interesse und fragen wirklich, wie es einem geht! Es soll nicht heißen, dass hier alle Menschen glücklich sind und alles schön ist...aber jeder bemüht sich und das merkt man. In unserem Haushalt bekocht Marie jeden Tag die ganze Familie. Das ist echt ein Knochen-Job und vielleicht kennt sie es auch nicht anders.  Und so geht es hier vielen Frauen. Aber alle freuen sich, wenn man ihr Essen lobt, es wird hier viel gelacht und getanzt. Das nicht alles immer kritisch betrachtet wird kann auch ein Vorteil sein. Dabei wissen die Menschen hier auch wie es z.B. in Europa ist, denn es wird auch viel Fernsehn und dergleichen geguckt. Aber die Menschen beschweren sich nicht die ganze Zeit oder bemitleiden sich! Man freut sich über Kleinigkeiten und hat viel Spaß und das sieht man den Menschen hier auf der Straßen an.

Ich hoffe ihr konntet mir jetzt in irgendeiner Weise folgen, denn es ist garnicht so einfach seine Gedanken mal eben aufzuschreiben...:)

Freitag, 20. September 2013

Beim Friseur & auf dem Markt

Beim Friseur

Montag beschlossen Janne und ich uns die Haare afrikanisch Flechten zu lassen. Da alle Frauen hier eigentlich kurze, dünne Haare haben, ist es weit verbreitet, dass man sich beim Friseur aufwenige Flechtfriseuren machen lässt oder Perrücken trägt. Ich dachte mir so ein zwei Strähnchen, das muss man doch mal ausprobiert haben. Pustekuchen! Wenn schon, denn schon. So saßen wir dann bei Dela, Leon's Schwester, Friseurin, und hatten uns für ein komplette Rasta-Mähne entschieden. Hätten wir vorher gewusst was auf uns zukommt, hätten wir uns anders entschieden. Das ganze dauerte nämlich acht Stunden! Von morgens um neun Uhr saßen wir auf nicht allzu bequemen Holzstühlen bis es dunkel wurde. Und es tat weh! Denn bei den Flechtzöpfen werden Kunsthaare mit der eigenen Strähne direkt an der Kopfhaut festgeknüpft. Nun haben wir richtig lange,schwere Haare, es sieht auch etwas seltsam finden wir :D Waschen kann man die auch nicht richtig und das ganze kann bis vier Wochen drin bleiben....Wahrscheinlich halten wir höchstens eine Woche aus, denn wir wünschen uns jetzt schon unsere eigenen, weichen, echten Haare wieder!:) Die Frauen hier halten eindeutig mehr aus als wir.


Erster Besuch auf dem Grand Marché

Als nächstes hatten wir uns vorgenommen auf den Markt zu gehen und uns Stoffe für Kleider zu kaufen. Also fuhren wir mit den Adrenalinkick-auslösenden Mototaxen los :) Kaum dass wir abgestiegen sind, kamen auch schon die ersten Menschen an, um uns ihre prachtvolle Ware zu präsentieren. Den Markt kann man sich ungefähr so vorstellen: Überall Motorräder, vollbeladen bis nichts mehr geht, Frauen die Kiloweise Gepäck auf dem Kopf balancieren, Millionen Stoffe und Farben, tausende Gerüche, Kinder, die einem hinterherlaufen, Männer ebenso...Ich hatte zwar auch meine Kamera mit, alledings habe ich mich nicht getraut sie rauszuholen. Einmal, weil ich nicht wusste, wie die Menschen reagieren, wenn ich sie bei der Arbeit fotografiere und weil ich Angst hatte, dass sie geklaut werden könnte. Ziemlich schnell hatten wir uns dann für einen Stoff entschieden, allerdings harperte es mit dem Handeln noch ein bisschen^^ Leon fragte uns, wie viel wir dafür bezahlen, aber woher sollen wir denn überhaupt wissen, was ein Standardpreis für vier Meter Stoff ist?! Und dann standen auch noch vier oder fünf Männer um uns herum, die versucht haben uns irgendwas zu erklären. Der andere hat irgendwas von Holzfiguren geredet...ums kurz zu machen: wir waren völlig überfordert!
Als wir den Teil hinter uns gebracht hatten, mussten wir den Männern folgen, die uns unbedingt ihre Kunstvollen Schnitzereien zeigen wollten. Es gibt nämlich auch einen wunderschönen Kunstmarkt und ich hätte mich stundenlang umsehen können und bestimmt auch das eine oder andere gekauft. Aber wenn man einfach nicht in Ruhe gelassen wird und die Leute ständig rufen, dass man nochmal hier und da gucken soll und man immer nur freundlich „Non, Merci!“ sagen kann, dann hat man dafür einfach keinen Nerv mehr! Ich war echt froh als wir endlich gefahren sind. Ich hoffe, dass wir irgendwann nochmal die Gelegenheit bekommen uns richtig umzusehen und uns trotz all dem Trubel was schönes kaufen können. Aber bei einem Jahr bin ich da recht optimistisch:))

Überraschungen

Neue Erkenntnisse über unsere Familie


Nach zwei Wochen haben wir nun auch endlich herausgefunden, wer alles zu unserer Familie gehört uns wer nicht. Eigentlich wohnen wir mit zwei Familien zusammen...Marie, die Mutter von unserem Gastvater Leon, Ida und die deiden Jungs gehören zusammen und da sie das Grundstück gekauft haben gehört jetzt auch die Hausbesitzerin „Mama“ samt drei Söhnen und Enkeln zur Familie. Die drei Enkel, die hier wohnen sind aber Halbgeschwister, da der Vater, der nicht mehr lebt wohl drei Frauen hatte. Der eine Sohn von Mama wohnt in Paris und was mit dem anderen ist haben wir dann doch nicht verstanden :D
Abends spielen wir nach wie vor Memory und es ist sooo schwer gegen sie zu verlieren, Janne und ich haben schon neue Stratgien entwickelt, z.B. gewinnt eine von uns, wenn wir eine bestimmte Anzahl an Päarchen haben.^^ Wenn man mit 30 Jahren zum ersten mal Memory spielt, scheint es wohl schon schwieriger zu sein. Aber seit neustem haben wir auch noch Ligretto, Mensch ärgere dich nicht, das Hände-überkreuz-auf-den-Tisch-klatsch-Spiel und „Ich hab gefischt“. Das war sehr süß von Leon, als er meinte „ca m'interesse beaucoup“ (das gefällt mir sehr), denn das Spiel ist naja,...eher für jüngere Kinder gedacht. Es macht uns allen aber richtig viel Spaß jeden Abend und um 20 Uhr sind Janne und ich dann auch „enoutikonam“ (Müde), sodass wir noch ein bisschen Zeit für uns haben und so Sachen wie Emails und Berichte schreiben erledigen können. Denn Nachmittags ist das nicht so einfach, da Mathias und Odilon alles benutzen was hier so rumliegt und das ist nicht wenig..:D Sie treiben uns das eine oder andere Mal in den Wahnsinn, aber sie sind uns zum Glück auch nicht böse, wenn wir sie mal zum toben rausschicken.


Neueröffnungsfeier der Klinik Biasa
Eines Nachmittags wurde uns gesagt, dass wir Abends mit „Mama“ und deren Söhne und Enkel ausgehen. Wir sind davon ausgegangen, dass wir essen gehen und haben uns vorsichtshalber mal ein bisschen schick gemacht. So fuhren wir dann mit dem Taxi los und nach fünf Minuten stiegen wir dann vor einer Klinik aus. Ein bisschen gewundert habe ich mich schon und da es öfter passiert, dass wir wirklich garkeine Ahnung haben was jetzt auch uns zukommt, mussten wir dann auch schonmal richtig lachen! Immer noch bei dem Gedanken, dass wir vielleicht essen gehen (in einer Klinik?!) stiegen wir aus dem Aufzug aus und fanden uns auf einem Dach wieder. Auf dem Dach einer Klinik, die ihre Einweihung mit einer drei-stündigen Messe feiert! Fast alle Lieder waren auf Ewe, es war kalt (20°C) und windig. Und man hat auch einfach nichts verstanden, weil wir mitten in Lomé waren und von überall Musik ertönte! Es wurde auch die ganze Zeit gefilmt, jedes Gesicht, mehrmals. Und bei uns blieb der Kameramann auffallend lange stehen und während wir so in die Kamera lächelten und er einfach nicht weiterging, fiel es mir ziemlich schwer einen Lachanfall zu unterdrücken, denn das ganze war schon ein bisschen absurd :D Dazu kam noch, dass plötzlich die Hälfte ging und nach 30 Minuten wiederkam und wir während der drei Stunden einfach nur gehofft haben, dass uns jemand mal erklärt was hier eigentlich los ist :D Als es dann nach dieser „Messe“ oder was immer es auch letztendlich war Essen und trinken umsonst gab, hob sich unsere Stimmung wieder. Danach wurde uns noch die Klinik bei einer kleinen Privatführung gezeigt, denn der Gründer, ein Frauen-und Kinderarzt, gehört anscheinend zu Familie. Es war wirklich eine sehr schöne Klinik und ein aufregener Tag und als wir dann um 22 Uhr wieder Zuhause waren hatten wir viel zu lachen und aufzuschreiben.:)


Neues & Fremdes

Was schön ist, dass ich merke von Zeit zu Zeit immer besser zurechtzukommen. Sei es mit dem Essen , den Blicken auf der Straße, dem Handeln, der Sprache, dem Mototaxi fahren...Auch wenn man vieles noch nicht versteht und fragen möchte, gewöhnt man sich schnell an die fremde Umgebung. Zum Beispiel ist es mit dem Mototaxi fahren so wie Trab reiten: hat man erstmal den richtigen Rhythmus gefunden ist es ganz einfach...und wenn nicht dann wird man halt ordentlich durchgeschüttelt. :D Trotz all den schönen Erlebnissen gibt es auch öfters Situationen in denen ich unsicher bin oder nicht weiß, was ich davon halten soll. Zum Beispiel beim Essen: wir müssen (sollen?) nie den Tisch decken, abräumen, uns selber Essen auf den Teller tun...Was ich auch noch nicht erlebt habe ist, dass einer der Frauen mit uns zusammen gegessen hat. Ida und Marie essen immer da wo sie kochen, nicht einmal saßen sie dabei am Tisch. Nur die Männer und wir.
Was auch eine eher seltsame Situation war, als uns ein junger Mann angerufen hat und uns treffen wollte. Am Abend vorher haben Leon, Janne und ich ihn auf der Straße kurz kennengelernt und aus irgendeinem Grund hat er unsere Handynummer bekommen. Wir haben das alles nicht so ganz verstanden. Aber Olivier, so heißt der Mann, war angeblich Lehrer und gerade wegen einer Fortbildung in Lomé....Am Handy jedenfalls habe wir ihm tausendmal gesagt, dass wir ihn nicht verstehen und keine Zeit haben. Hat er ignoriert. Danach folgten Sms, immer die gleiche einmal an Janne und an mich. Und dann einfach „Ich liebe dich“! Ich finde es schon fast amüsant, was er sich denkt durch so eine Sms zu erreichen. ^^Verstehen tue ich es nicht. Die Anrufe danach haben wir auf jeden Fall immer ignoriert und von Leon haben wir erfahren, dass er ein „Faux“ (Falscher) sei, denn er sei garkein Lehrer, sondern Chauffeur. Auch auf dem Markt wurde ich gefragt, ob ich gerne heiraten möchte und wir haben auch direkt Begleiter für die nächste Stunde gefunden. Aber auch wenn wir hier ein Jahr leben, werden wir wohl einfach damit zurechtkommen müssen.
Zum Glück wurden wir gut vorbereitet und wussten schon vorher, dass das Verhältnis von Mann und Frau hier ein ganz anderes ist und wir anders behandelt werden, nur weil wir weiß sind. Dadurch fühlten wir uns dann nicht ganz so überfordert, denke ich.
Da es uns interessiert hat, in welchem Alter man hier heiratet haben wir einfach mal unsere Gastvater gefragt. Er erzählte, dass er schon seit 18 Jahren verheiratet ist und weil wir so gut im Kopfrechnen sind, haben wir herausgefunden, dass er mit 17 Jahren geheirate hat und Ida da wahrscheinlich noch jünger war! Wenn es immer noch so ist, dass hier Frauen zwischen 15 und 18 Jahren heiraten, dann ist es schon leichter zu verstehen, warum wir gefragt werden :D
Was wir auch nicht so ganz wissen, wie wohlhabend unsere Familie eigentlich ist. Denn das Haus kann sich schon sehen lassen und es wird auch fleißig eine zweite Etage gebaut. Leon scheint sowas wie Tischer und/oder Maurer zu sein, denn er baut auch selber an dem Haus. Aber ich glaube er baut auf private Anfragen hin. Ida verkauft den ganzen Tag Essen in unserer Straße, aber ich kann die Berufe hier nicht einschätzen, da zum Beispiel auch Lehrer ein eher schlecht bezahlter Beruf ist. Allerdings gehen die Kinder auf eine Privatschulen, was wohl teuer ist, aber auch viel besser. In öffentlichen Schulen sind in einer Klasse auch mal 100 Schüler(was uns da wohl erwartet :o)
während in Privatschulen 14-20 Kinder sitzen! Also wenn das mal kein Unterschied ist....


Strand, Fledermäuse, Kuschelrock und krähende Hähne

Enye lá. Jetzt bin ich schon über zwei Wochen hier und hab wieder viel erlebt und zu erzählen! Es ist garnicht so leicht, das alles in Worte auszudrücken...


Zuerst erzähle ich mal von unserem Sonntagsspaziergang an den Strand. Schon der Hinweg war lustig, denn wir sind Taxi gefahren und saßen zu fünft hinten. Die Taxen an sind sind schon aufregend genug, da man manchmal das Gefühl hat, dass man gleich auf dem Boden sitzt.^^
Der Strand war ziemlich beeindruckend. Überall verkauften die Menschen Essen, Spielzeug, Kleidung oder das leckere Fan-Eis, das es hier gibt. Jungen auf Pferden ritten an uns vorbei und ehe Odilon sich versah, saß er auch schon auf einem Pferd und wurde für ungefähr 30 cent 10 Meter geführt. Gefragt wurde er nicht und nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, hat es ihm auch nicht so viel Spaß gemacht. :D


Überall sahen wir Familien, die richtig schick gekleidet waren, denn an einem Sonntag ist es hier üblich, dass an sich ein bisschen feiner anzieht als sonst. Kinder spielten in der Brandung, wobei ich mir sicher bin, dass in Deutschland kein einziges Elternteil sein Kind auch nur in die Nähe des Wassers gehen lassen würde, bei den meterhohen Wellen!!:D Aber ich hab sowieso schon festgestellt, dass die Erziehung der Kinder hier etwas anders abläuft als in Deutschland. Die Kinder helfen hier von klein auf den Eltern bei der Arbeit, verkaufen selbst oder spielen mit anderen Kindern auf den Straßen. Wir haben auch schon öfters miterlebt, was passiert, wenn sie nicht gehorchen...Aber dazu später. Am Strand wurde es jedenfalls plötzlich richtig voll, denn in den Ferien finden immer Spiele am Strand statt und von überall ertönte Musik. Wir standen dann einige Zeit einfach nur so da und haben dem bunten Treiben zugeguckt. Wenn ich als eine der einzigen Weißen zwischen Millionen Schwarzen stehe, komme ich mir noch viel weißer vor. Ja, es ist fast so als würde ich leuchten!...Auf dem Rückweg haben wir dann noch Riesen-Fledermäuse gesehen. Wir waren mal wieder völlig sprachlos, als hunderte von Fledermäusen zu einem Baum flogen und sich zu denen gesellten, die da schon kopfüber hingen.


Der Abend darauf war auch sehr amüsant: Janne, meine Mitfreiwillige und ich sind mit Leon und seinen Freunden ausgegangen.Wir wussten vorher auch nicht wohin es geht, was irgendwie öfters vorkommt.^^ Auf jeden Fall wurde für uns im „VIP 118“ einfach ein Bier bestellt, ohne dass wir gefragt wurden. Ich bin so froh, dass ich seit einigen Monaten ein kaltes Bier zu schätzen weiß! Vorallem, wenn man sonst nur lauwarmes Wasser ohne Kohlensäure trinken muss. Da wir aber trotzdem keine Erfahrenen Biertrinkerinnen sind, war es nach einem Liter Bier schon recht witzig.^^ Außerdem läuft in den meistens Bars einfach die ganze Zeit Kuschelrock (am liebsten Celine Dion und Michael Jachson) und es es ist stockdunkel. Das ist nicht unbedingt vorteilhaft, da man deren Gesichter kaum noch sieht. Das führte bei uns zu leichten Verwirrungen. :D


Die nächsten Tage blieben wir aber erstmal Zuhause, da ich wegen einer Mandelentzündung flach lag und erst einmal mit Antibiotika versorgt wurde. Was meinen, und auch Jannes Schlaf nicht unbedingt gefördert hat ist der Hahn, der hier um halb vier anfängt zu krähen! Und ab fünf Uhr dann alle 15 Sekunden!! Teilweise hört es sich an wie eine sterbende Katze, aber wenn der direkt unter unserem Fenster steht, entwickelt man doch schon den ein oder anderen Mordgedanken...




Freitag, 13. September 2013

Die ersten Tage in Lomé



Hallo Ihr Lieben!

Jetzt bin ich erst vier Tage in Lomé, aber es fühlt sich schon viel länger an...

Nun von Anfang an: Der Flug nach Äthiopien war schon ziemlich aufregend. Da saßen wir dann im Flieger, vor uns noch eine andere Freiwillige auf dem Weg nach Ghana, um uns herum noch viele Deutsche...In Addis Abeba angekommen haben wir uns erstmal gewundert und gefragt, ob wir hier richtig sind. Es war grün, kalt und hat geregnet. Erinnert eher an vertraute Zustände Zuhause^^

Aber anscheinend gibt’s das auch in Afrika. Nach vier Stunden startete dann endlich der zweite Flieger, etwas kleiner, aber dank Iron Man 4, Himym und Jamie Oliver gingen auch die nächstens Stunden schnell rum. In Lomé haben wir dann sehnsüchtig auf unser Gepäck gewartet und uns riesig gefreut als es unbeschadet angerollt kam!:) Nun konnte es losgehen.
Xavier, unser Mentor wartete im Empfangsbereich schon auf uns und zusammen fuhren wir dann in einem Ding, das sich wohl Auto nennt zur Gastfamilie. Bei dem Ding gingen die Türen nicht wirklich zu, es gab keine Gurte zum anschnallen und die Windschutzscheibe hatte ein Sprung.:o Naja, erstes Abenteuer überstanden...


Die Familie Kemavo hat uns sehr freundlich empfangen. Marie, die Großmutter hatte schon gekocht und es gab Reis mit irgendeiner scharfen Palmöl-Soße und Hühnchen. Besonders der Nachtisch, Ananas, war so lecker, ich hätte mich hineinsetzten können! Weißes Fruchtsfleisch,  saftig und so mild...mhm. Danach hatten wir Zeit um unser Gepäck einzuräumen, unser Mückennetz zu befestigen und uns ein bisschen umzusehen.
Unser Zimmer für die nächsten 360 Tage. Ich weiß nicht, wozu diese Erhöhung gedacht ist, jedenfalls ist unsere „Wohung“ im Hinterhaus ziemlich sauber und auch ganz schön. Wir werden es uns in den kommenden Wochen wohl noch ein bisschen gemütlicher machen.
Wir haben auch ein eigenes pinkes Klo, mit Spülung!!:D Und eine Dusche und ein Raum mit ein paar Stühlen und unseren „Frühstücksraum“.


Die Freiwilligen vor uns haben uns noch ein paar Sachen hier gelassen, die wir mit Freude entdeckt und ausgepackt haben. Akpe kaka !:)
Wir haben der Familie unsere Gastgeschenke überreicht, und seitdem spielen wir abends immer Uno Uno und Memory:D Mit Spielregeln haben sie's nicht so, wie oft wir es auch erklären^^ Wir haben zwei kleine Gastbrüder Mathias(8) et Odilon(5), deren Eltern Leon und Ida sind auch richtig nett. Dann gibt es noch eine „Hausherrin“, die allerdings immer in ihrer Wohung ist. Aber wenn sie dann rauskommt, umarmt sie uns immer und sagt wie lieb sie uns hat...:D Im Moment ist noch Alexandre, ihr Sohn aus Paris zu besuch. Dann leben hier noch Maurice(16) et Julien  und manchmal sind hier noch mehr Leute, die kommen und gehen, wir blicken da nicht so richtig durch...Leider spricht die Familie untereinander Ewe und wir verstehen nicht allzu viel, aber wir lernen jeden Tag ein paar Wörter^^. So ohne Grammatik und ohne Ähnlichkeiten zu europäischen Sprachen ist es sau schwierig sich was zu merken. „Akpe kaka“ heißt jedenfalls „Danke“, und „Wie geht’s dir? Mir geht’s gut“ heißt „ofoin? m'ofon nieure“.


Am Mittwoch sind Janne, Xavier und ich dann morgens in die Stadt gefahren um uns neue Sim Karten zu kaufen und Geld abzuheben. Und wir sind natürlich nicht mit einem normalen Taxi gefahren, nein, wenn schon dann mit einem Moto-Taxi! Man muss sich einfach an den Straßenrand stellen und so komisch winken und schon halten drei Motorräder. Xavier hat denen Geld gegeben und gesagt, wo wir hin wollen. Dann meinter er, wir sollten uns dahinter setzen...
Das war schon ein Abenteuer!! Da saß ich dann hinter einem Schwarzen auf einem Motorrad, hab mich irgendwie an dem festgehalten um nicht runterzufallen und schon ging's los. In einem Affenzahn rasten wir dann durch die Straßen, die keineswegs alle asphaltiert waren, nene...Schlaglöcher, roter Sand, viel Verkehr und alle kreuz und quer. Und das ohne Helm :o Aber man gewöhnt sich ja an alles und nach ein paar Mal ist es schon fast normal :D

Zum Mittagessen gab es Spagetti, wieder ziemlich scharf, aber auch sehr lecker. Und die Bananen zum Nachtisch waren ewiwi!:)
Nach einen schönen Mittagsschläfchen sind wir mit Maurice spazieren gegangen. Togo ist seit 1960 unabhängig und als Zeichen dafür wurde ein riesiges Denkmal in einem gigantischen Kreisverkehr gestaltet. Plötzlich standen wir vor einem Palais, in dem Konzerte und Theateraufführungen stattfinden....davor fuhren richtig viele Kinder Inliner. Maurice sagte, die Kinder seien in einem Kurs oder Club und machen das ein paar mal die Woche. Nachdem wir ihnen ein bisschen zugesehen haben sind wir weitergegangen. Vom weiten sahen wir viele Leute im Kreis stehen und Maurice meinte wir können da mal gucken gehen.
Wir konnten ungefähr 30 jungen Männern beim breakdancen zugucken. Immer vier standen sich gegenüber und haben sich gebattelt! Die hatten schon einiges drauf und wir sollten die ganze Zeit Beifall klatschen, „maximum de bruit, maximum de bruit!!“ So ein bisschen wie in einem Tanzfilm, mit der Musik im Hintergrund, dem Mann mit dem Mikro und dann diese auffordenen Blicke, die sie sich zugeworfen haben...:D Einer hat 10 Salti hintereinander geschafft!
Abends sitzen wir immer noch ein bisschen mit der Familie zusammen, essen Yams und Salat und spielen Uno Uno und Memory.^^

Im Moment ist hier Regenzeit und es ist nicht ganz so heiß. Unser Ventillator ist noch nicht zum Einsatz gekommen. Allerdings ist die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass man schon bei einem Spaziergang ins schwitzen kommt. Was auch komisch ist, wenn man an sich runterguckt und einfach kein Schatten hat, weil die Sonne senkrecht über einem steht.


Aber da es fast immer bewölkt ist, geht’s mit der Sonne und dem Sonnenbrand noch. Wenn man durch die Straßen läuft sieht man ganz viele Frauen mit Schalen auf dem Kopf. Manchmal haben sie so viele Früchte oder anderes zum essen da drin, dass wir uns fragen, wie man das schaffen kann! Aber die Frauen sind schon ziemlich muskulös...



Leider sieht man auch viel Dreck und Müll, da es kaum Mülleimer gibt. Dafür spielt das ganze Leben auf der Straße und am Straßenrand statt, was schon seinen
eigenen Charme hat. Gestern Abend sind Janne und ich schon einmal alleine durch unsere Straße gelaufen und auch wenn uns manche komisch angucken, grüßt man hier jeden. Einige scheinen uns auch schon zu kennen und grüßen uns oder fragen uns wie es uns geht.
Zu der Sache mit den Mücken: Trotz Mückennetz und Mückenspray haben wir schon einige Mückenstiche, was sich wohl auch nicht verhindern lässt. Wir hoffen einfach es sind keine Malaria Mücken^^



Jetzt schmücken wir unsere Wohnung  noch ein bisschen mit Fotos, denn das haben wir uns für diesen Tag vorgenommen. Da die Schule hier wegen einer Manifestation erst im Oktober beginnt haben wir im Moment sehr viel Zeit und versuchen sie jeden Tag mit Kleinigkeiten zu füllen:) Sonntag stampfen wir Fufu und nachmittags gehen wir mit allen zum Strand, weil da Musik gespielt wird. Schon fast zu viel für einen Tag^^ Aber darauf freuen wir uns jetzt schon. :))
Au revoir & à bientôt





P.s. Die Fotos kommen spaetestens Montag